Freiheit

Papierstück zu Freiheit 2012 4,60m x 0,90m, Papier, auf Seide und Gaze geschichtet, beidseitig mit einer nicht lesbaren Schrift „beschrieben“, teilweise wieder überklebt und neu beschrieben.

Aus Papier unterschiedlicher Größe, Farbe und Stärke, ehemals Verpackungsmaterial, wird dieses Papierstück zusammengeleimt. Die mit Pinsel und Tusche geschriebene Schrift wurde von mir für diese Arbeit entwickelt. Sie ist nicht lesbar, gibt somit keinen Anhaltspunkt für einen irgendwie beeinflussenden Text vor. Dadurch gewährt sie die Freiheit einer jeweils eigenen Interpretation ihres Inhalts. Die weiß beschriebene, dunkle Seite wurde abschließend mit Asche und Öl eingerieben. Die große, schwarze Schrift der anderen Seite habe ich mehrfach überklebt, neu beschrieben, mit weißem Pigment und Öl eingerieben.

nicht nur Fragen zu „Freiheit“ Sind wir schon frei, wenn wir nicht in einer Diktatur leben? Ist die Abwesenheit von Zwang schon Freiheit? reicht das? Und wie unfrei sind wir überhaupt? Was heißt Freiheit? Was bedeutet es, frei zu sein? Wir meinen, frei zu sein – aber sind wir es wirklich?

Brauchen wir eigentlich Freiheit? Wozu brauchen wir sie? Wie fühlt sie sich an? Wie schmeckt sie? Wie sieht sie aus, die Freiheit? Wo beginnt die Freiheit, wo endet sie? - endet sie? Welche Freiheit haben wir? Gibt es vollkommene Freiheit? Kann man Freiheit denken? Wie viel Freiheit verträgt ein Mensch? Mit diesen „Fahnen“ möchte ich zum Nachdenken über Freiheit anregen. In dieser Arbeit geht es mir um die Freiheit des Denkens und Handelns.

Unsere individuellen Freiheiten im Leben sind eingeschränkt. Die von der Arbeitswelt geforderte Flexibilität ist nur ein Faktor unter vielen anderen, die uns wenig Zeit lässt zum Nachspüren über die eigene, individuelle Freiheit. Wir werden uns ihrer oft nicht einmal mehr bewusst und merken es nicht, wenn uns damit ein Teil unseres freien Willens „aus Zeitmangel“ verloren geht.

Dieses Papierstück ist frei hängend im Raum. Es macht den Eindruck einer Fahne, hat jedoch nicht deren Symbolgehalt.

„Wie viel Freiheit verträgt ein Mensch?“ Papierstücke, unterschiedlich gestaltet, leicht lichtdurchlässig: Zellstoff und Papier auf dünner Seide, geschichtet, geschlagen, 2011/ 2012

Freiheit beginnt im Kopf – manchmal – Freiheit bedeutet, dass ich es bin, der etwas will. Meine Entscheidung macht mich frei. Freiheit heißt, selbstbestimmt zu handeln- und die Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen – zur Freiheit gehört Mut - Frei zu sein bedeutet, sich über Grenzen hinwegzusetzen – Freiheit ist auch Einsicht in die Notwendigkeit. Freiheit meint nicht nur Freiheit zum Guten- Wir sind das Ergebnis unserer Freiheit- -

Niemand ist wirklich frei – Vollkommene Freiheit ist unmöglich. Sie lähmt die Entscheidungsfreiheit und kann handlungsunfähig und ziellos machen. Ist Freiheit in ihrer Gänze und in Ihrer Konsequenz überhaupt erfassbar? Der Begriff der Freiheit lässt sich nicht eindeutig fassen, er hat zu viele Definitionen.

Wie viel Freiheit ist lebbar für den Menschen? Zu viel Freiheit, gibt die Regeln nicht eindeutig genug vor – dabei werden andere verletzt - und zu wenig Freiheit, fordert die Regeln zu rigide und zu genau ein und kann zum Verlust von Kreativität und Humanität führen. Bleibt individuelle Freiheit eine einsame Entscheidung in der Verantwortlichkeit des Einzelnen? Was ist ausschlaggebend für seinen Umgang mit dieser Freiheit? Wie bewusst ist er sich seiner eigenen Verantwortlichkeit und ihren Folgen? Wird er vom Befehlsempfänger zum Verweigerer?

- Der authentische Mensch ist innerlich frei, ja er besitzt die dem Menschen größtmögliche Freiheit. Dieses essentielle Sein des Menschen befähigt ihn dazu, seine eigenen Wertvorstellungen, verbunden mit der ihr eigenen Selbstverantwortlichkeit, als Maßstab seines Handelns einzusetzen, Dieses starke, klare, freiheitliche Handeln ist selbstbestimmt und nicht von Anderen vorgegeben - . - Doch schon unsere frühesten kindlichen Prägungen haben Anteil an unseren Entscheidungen und den darauf bezogenen Handlungen - . Wie kommen wir heraus aus diesem Dilemma? Wann ist das ein Dilemma?

Die 4,5m langen, 80/90cm breiten Papierbahnen werden „beschrieben“. Ähnlich wie bei einer Druckfahne sammeln sich auf diesen „Papierstücken“ Texte zum Thema „Freiheit“, unzensiert, ungeordnet und in großer Bandbreite. Das Schriftbild stelle ich mir flüssig und schwungvoll vor, wie es mir aus dem Pinsel läuft. Die Schrift macht neugierig, doch sie erschließt sich mir nicht. Diese Schriftzeichen zeigen ein Bild von etwas, das aussieht wie eine Schrift - eine optische Täuschung? - sie ermöglicht keinen Zugang –– ist sie überhaupt lesbar? Doch möchte man wissen, was auf den Fahnen steht, Papier, von oben bis unten beschrieben.